Schutzraum einrichten / Traglasten Decke usw.

  • Hallo zusammen,


    ich bin grade dabei meinen Keller für alle möglichen Eventualitäten vorzubereiten und möchte u.A. in einem der Kellerräume einen Schutzraum einrichten.

    Ich bin mit den Thema preppen schon etwas bewandert und entsprechend ausgerüstet.

    Aufgrund des aktuellen Zeitgeschehens sehe ich es als Familienvater als meine Pflicht an, entsprechend vorzusorgen - man weiß ja nicht wie sich die Lage noch entwickelt und ich bin nicht der, der nachher "mit leeren Händen" und schutzlos dasteht.

    Zu den Grunddaten meines Hauses und des Kellers:

    Baujahr 1962, ca. 120qm Wohnfläche, voll unterkellert, aufgeteilt in den Flur und 3 separate Räume. Keller ist massiv mit Stahlbeton betoniert, mit 20cm Betondecke. Die oberen 20 bis max. 30cm. stehen über dem Erdniveau. Ein Kellerraum hat ein Fenster über einen Lichtschacht. Dieser Raum mit 2,9 x 3,7qm soll ggf. der Schutzraum werden, da in Ecklage und nur ein Fenster.

    Der zweite Raum ist der Heizungskeller + Werkstatt mit 2 Fenstern. Der Dritte Raum hat außen einen Treppenaufgang - daher aufgrund der Tür nach draußen eher ungeeignet.

    Das restliche Haus hat zwei Stockwerek + Dachgeschoss mit Kniestock. Alle Wände des Hauses oben sind aus gegossenem Einkornbeton (Kiesel mit Zement, viel Luft dazwischen).


    Zur zusätzlichen Abstützung der Kellerdecke habe ich mir bereits 6 Stück Baustützen mit je ca. 2Kn (=2 Tonnen) Tragkraft bei einem Auszug auf 2,20m Deckenhöhe besorgt.

    Dazu werden ich mir noch passende Schichtholzbalken mit 12x12cm besorgen, um diese über die komplette Breite des Raumes über die Stützen zu klemmen und diese dann im Fall des Falles mit den Stützen gegen Kippen zu verschrauben.


    Die Frage die ich mir stelle und zu der ich auch trotz Suche bisher keine richtigen Antworten finden konnte ist, ob diese Verstärkung ausreicht, auch wenn ggf. das Haus darüber einstürzt.

    Man findet so gut wie keine Tabellen, mit welchen Belastungen und Gewichten man hier rechnen muss.

    Kennt vielleicht jemand eine passende Lektüre oder hat sonstige Tipps?


    Danke vorab für Rückmeldungen!

  • Moin Deekah,


    Interessantes Thema!

    Als Lektüre fielen mir Fachbücher über Bergbau/Stollensicherung/Tunnelbau ein. Vielleicht schaust du dich in dieser Rubrik mal um.

    Dort verwendet man übrigens auch heute noch aufgrund der Widerstandsfähigkeit Eichenbohlen.


    Eine Frage die ich mir Stelle ist: falls das Haus tatsächlich einstürzt und ihr in dem Raum sitzt, wie woll ihr heraus kommen? Über den Lichtschacht Herausklettern? Und wenn dort Trümmerteile drauf liegen, ist der Lichtschacht breit genug um sich von da aus selbst durchzugraben? Ohne Jetzt die Details vor Ort zu kennen würde ich an deiner Stelle noch einmal überlegen den Raum mit Außentür zu nutzen und dort gegebenenfalls eine Panzertür einzubauen. Diese sollte nach innen zu öffnen sein damit sie nicht durch außenliegende Trümmer versperrt wird. Man kann dann die Tür öffnen und gegebenenfalls sich durch trümmerteile nach draußen graben (passendes Werkzeug im Keller vorhalten) Du musst auch keine teure Tresortür dafür kaufen sondern kannst sie aus Stahlbewehrung vor Ort konstruieren und anbauen, Schalen und dann betonieren so daß sie nach dem ausschalen direk eingehangen ist.

    Ein Verriegelungsmechanismus ist schnell gebaut.


    Falls es passt kannst du die normale Kellertür auch als Witterungsschutz drinnen lassen und die Panzertür auf die Innenseite bauen, so sieht es von außen auch weiterhin nach einem normalen Keller aus.


    Edit:

    Bei den Außenwänden brauchst du dir wahrscheinlich weniger Gedanken machen, aber nicht-tragende Innenwände könnte man auch durch das nachrüsten einer Gasbeton-Mauer verstärken, diese weisen eine sehr hohe Druckfestigkeit auf und sind gleichzeitig sehr leicht zu bearbeiten.

    Beispiel Ytong-Steine:

    Die Rohdichte der Ytong Mauersteine sowie der anderen Komponenten aus Gasbeton ist maßgeblich verantwortlich für die Druckfestigkeit. Deshalb variiert die Druckfestigkeit auch zwischen etwa 2,0 und 4,0 Newton pro Quadratmillimeter.

    Beträgt die Auflagefläche etwa 20 x 20 cm, dann könnte diese schon etwa vier Tonnen standhalten.

  • Ich musste mich hier auch erstmal einlesen und es ist sehr kompliziert. Meine Recherchen auf Basis von Dokumenten eines Kurses vom Institut für Baustatik und Konstruktion der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich vom Herrn Alessandro Dazio hat mich nun zu folgendem Ergebnis geführt:


    Bei der Annahme einer Wohnungsnutzlast von 2kiloNewton / m² (Beton BH300 mit 20cm Höhe) entspricht das einer Traglast von 204kg/m².


    Wenn es speziell um den Einbruch des Hauses geht, kannst du "ganz einfach" das Gewicht von allem was sich über der Kellerdecke nehmen und mit der Erdbeschleunigung (9,81m/s²) multiplizieren. Das Ergebnis ist dann in Newton.


    Sagen wir die 120m² (eine Etage?) entsprächen 30 Tonnen (Bauerwerk und Dach), was eine absolute Schätzung ist, ich habe null Vergleichswerte hier. Wenn diese 30 Tonnen zeitgleich und perfekt gleichmäßig verteilt auf die Kellerdecke stüzen, dann wirkt eine Kraft von 294.300Newton auf die gesamte Fläche von 120m², also gesamte Kraft durch m² geteilt und das entspricht dann 2,45KiloNewton pro m². Das Material kann jedoch nur 2kiloNewton/m² verkraften.


    Also, sollte das Haus auf ein mal plötzlich einstüzen, dann wirken 0,45kiloNewton mehr als die Kellerdecke vertragen kann. Das führt dann zu strukturellen Schäden. Somit ist der Keller ungeeignet als Schutzraum in diesem Szenario.

    Ich habe hier mit einer Menge an Schätzwerten gerechnet. Ist das Haus 5 Tonen schwerer oder leichter, macht es schon einen Unterschied ob die Decke völlig einstürzt oder nur langsam durch die strukturellen Schäden.


    Was nun die Verstärkung angeht, da kann ich dir bei bestem Willen nicht helfen. Ich musste mich hier durchkämpfen durch das Thema und die Schrift der Hochschule ist für einen Laien nur schwer überschaubar. Aber es sind wohl alle notwendigen Antworten vorhanden, wenn du dich durchlesen magst: https://archiv.ibk.ethz.ch/eme…gkeit_von_betonbauten.pdf

    Der Unterschied zwischen Panik und klarem Verstand ist die Vorbereitung.

  • Herzlichen Dank für eure Rückmeldungen und Danke Konz für deine Recherche und Rechnung!


    Natürlich muss ich den Aufwand und die Sichtbarkeit meiner Maßnahmen so gering wie möglich halten, auch um die restlichen Familienmitglieder nicht scheu zu machen bzw. Panik zu schüren - ihr kennt das ja sicher, der Grat zwischen "Der sorgt vor" und "der spinnt ja" ist sehr schmal.

    Von daher scheidet das Anbringen einer vorbereiteten Panzertür an dem Treppenaufgang auch innen eher aus.

    Im Fall der Fälle werde ich eher versuchen die Tür durch Sandsäcke und vorbereitete Platten zusätzlich zu verstärken.

    Ich muss noch dazu erwähnen, dass es sich um eine Doppelhaushälfte handelt, wobei die Wand zwischen den Häusern laut Original Bauplan doppelt ausgeführt ist.

    Meine Haushälfte hat eine Grundflächen von 7 (Breite) x 8,5 (Länge) Metern, also nur ca. 60qm. Die 120qm beziehen sich auf die insgesamte Wohnfläche auf zwei Stockwerken über Erdniveau, sowie das Dachgeschoss.

    Die 60qm Grundfläche des Kellers ist wiederum durch 15cm starke Betonwände ungefähr geviertelt - Diese dürften ja auch einen nicht unerheblichen Teil der Deckenlast mit abstützen, selbst wenn Sie nicht tragend ausgelegt sind.

    Ich werde mal versuchen aus den Werten aus deinem Link schlau zu werden und hier Anhaltswerte zu errechnen.


    Zugegeben ist ein solches Szenario einer so starken Beschädigung, die zum kompletten Einsturz des Hauses führt, hier in unserer ländlichen Gegend (Teilort mit 1200 Einwohnern, zugehörige Stadt mit 13k Einwohnern 2-3 Kilometer entfernt, nächste Kreisstadt 5-6Km entfernt), selbst bei einer militärischen Außeinandersetzung sehr unwahrscheinlich.

    Von daher werde ich die Maßnahmen im Worst Case eher auf Splitterschutz auslegen und die Lichtschächte, sowie den Teil des Kellers der über dem Erdniveau ist mit Sandsäcken füllen, bzw. verstärken, die Fenster mit Platten von innen verstärken und die Abstützung der Decke mit den Baustützen + Holzdielen / Balken so gut wie möglich umsetzen.