Reisebericht Südsudan
„Ankunft im Südsudan“
Flug über das weite Land, beste Sicht von oben, Manute (mein Begleiter und Helfer) meinte zu mir dass man merkt dass ich Afrika liebe weil ich mehrere Stunden nur aus dem Fenster gesehen habe ..
Das kleine Flugzeug landet auf dem Flughafen von Juba, der Hauptstadt des Südsudan und bringt mich und meinen Begleiter Manute sicher zu Boden. Überall stehen Flugzeuge und Hubschrauber der UN.
Es ist nicht zu übersehen, dass man sich in einem Krisengebiet befindet.
Der für mich zuständige General holt Manute und mich direkt am Flieger ab. Er begleitet uns schnell und unkompliziert durch den VIP-Eingang am Militär vorbei zu seinem Auto, einem alten ausgedienten UN-Toyota.
Den nötigen Einreisestempel in meinen Reisepass soll ich mir bitte die nächste Tage selbst bei der zuständigen Behörde abholen.
Der Grund meiner Reise in den Sudan: Ich bilde die Behörden dort in einigen Bereichen weiter aus. Mein Begleiter Manute fungiert mir dabei als Türöffner und unterstützt wo er kann.
Der für mich verantwortliche General fragt mich, ob wir lieber in der Kaserne oder im Hotel unterkommen möchten. Meine Begleitung Manute schreit sofort Hotel, Hotel, Hotel.
Ich dagegen überlege kurz und frage dann, wie die Sicherheitslage hier in der Hauptstadt aktuell ist.
Der General beeilt sich als Staatsdiener zu sagen, dass wohl alles okay sei. Er uns aber auch lieber das Hotel empfehlen würde. Inzwischen ist mir bewusst weshalb - er verdient sich durch die Zimmervermittlung bei der Hoteldirektion einige US-Dollar an mir mit!
Die Unterkünfte in den Militärbaracken in südsudanesischen Kasernen sind nicht wirklich gemütlich - selbst die der Offiziere nicht. Und sie sind alles andere als sicher oder sauber, also entscheide auch ich mich für das Hotel.
„Das Hotel“
Nach einer guten halben Stunde Fahrt kreuz und quer durch Juba landen wir in einem kleinen Hotel, unweit einer großen Kaserne und in der Nähe einer belebten Ausfallstraße.
Das Hotel ist für sudanesische Verhältnisse recht gut gesichert: Drei Meter hohe Mauern, auf deren Krone zusätzlich viel Nato-Stacheldraht angebracht ist. Der Eingang besteht aus einem stabilen Eisentor, das sich nicht wirklich leicht öffnen lässt – sofern die Angreifer auf der falschen Seite stehen. Zudem fährt jede Minute ein Militärfahrzeug am Eingang vorbei, was uns ein zusätzliches gutes Gefühl gibt.
Der Hoteleingang ist nur über einen kleinen Graben zu erreichen, somit kann auch kein schweres Fahrzeug wie etwa ein Laster, durch die Hotelmauern fahren.
Kaum haben Manute und ich das Hotel betreten, steht der Manager sofort an meiner Seite und begrüßt mich freundlich in einem Sprach-Mix aus Arabisch und Englisch.
Mein Zimmer liegt unauffällig am Ende des Hauptganges – somit gibt es Fluchtmöglichkeiten in zwei Richtungen. Der Zugang zum Hauptgang geht nur über den Hof, was ein weiterer Sicherheitsaspekt ist.
Unter allen Zimmertüren ist ein recht breiter Spalt durch den ziemlich viele Tiere krabbeln können. Im Hotelbereich sieht man täglich Schlangen, Skorpione und jede Menge anderer großer und kleiner Insekten am Boden und an den Wänden. Demnach kann das gesamte Tierreich auch in meinem Zimmer vorbei schauen.
Als ich mein kleines Einzelzimmer von innen sehe, bin ich recht zufrieden, aber der Blick ins Bad ändert meinen Eindruck recht schnell: Die Toilette hat keinen Deckel und wurde für alle Tätigkeiten dort nur im stehen benutzt und wohl nie gereinigt. Toilettenbürsten gibt es in Juba nicht, alles bleibt wie und wo es ist.
Ich suche ein kurzes Gespräch mit dem Hotelmanager und siehe da, Bewegung im ganzen Hotel.
Natürlich kommt sofort die Putzfrau und nimmt den Wasserschlauch von der Wand und strahlt damit voll Power in Richtung WC.
Der Wasserschlauch ist übrigens – wie oft in der Dritten Welt - auch meine Dusche!
Nach vollbrachter Arbeit darf ich mir den Mist ansehen. OK, jetzt sind alle Exkremente schön weich und riechen noch widerlicher. Ich zeige der Dame, dass die weiße Farbe unter der Scheiße bitte überall zu sehen sein soll. Und ich mache ihr ausdrücklich klar, dass ich bitte kein Braun mehr im Bad sehen möchte. Daraufhin ist die Dame richtig sauer, macht sich aber murrend an die Arbeit.
Eine Stunde und zwei Kaffee später inspiziere ich dann das Endresultat – es riecht stark nach Chlor und das WC sieht wohl nach Jahren wieder mal recht sauber aus. Ich nehme mein Desinfektionsmittel und reinige selbst alles noch einmal nach. Mein Nachbarzimmer in dem Manute unterkommt, bleibt wie es war - dreckig. Für Manute, der im Juba aufwuchs, ist das alles so OK.
Aus der Dusche (der Schlauch, Ihr erinnert Euch), dem Waschbecken und dem WC kommt nur kaltes, dunkelbraunes Flusswasser. Es ist alles andere als sauber. Na toll, Volltreffer!
Aber in der Kaserne wäre es wohl noch schlimmer.
Jetzt sehe ich mir das Bett etwas genauer an. Und was soll ich Euch sagen, selbst unter UV-Licht alles OK.
Nach einem Bierchen an der Hotelbar gehe ich zurück ins Zimmer, sichere die Tür, lege meine Waffe startklar an die Seite, hänge die Kleidung und Stiefel schön frei an den Ständer und schlafe tief und fest bis zum nächste Morgen.