Notfall Wundversorgung

  • Hallo zusammen,


    wie oben schon erwähnt aber nicht näher ausgeführt wurde finde ich Medizin Wissen wertvoll!


    Wunden versorgen, Notfalls wunden verschließen können, Blutungen stoppen, Infektionen vermeiden usw.

    Nicht jeder hat immer die nötige Ausrüstung zur Hand und muss evtl. improvisieren.

    zb: größere Wunden mit gesammelten Spinnweben und Honig oder ähnlichem notdürftig verschließen.


    Wie sieht es da bei euch aus?

  • Von Improvisationsmaterialien halte ich sehr wenig.

    Die Gefahr, dass man Keime in eine, Ansich gut behandelbare Wunde einbringt ist sehr gross.

    Wenn man dann nicht über die Ärztliche Versorgung verfügt, kann dies böse enden.


    Gerade, wenn man sich "Prepper" nennt, sollte man es nicht notwendig haben zu improvisieren.

    Ein Verbandpäcken oder Wundauflagen kostet nicht die Welt und ist klein genug, um es dabei zu haben.


    Und ich frage mich, wie du den Honig oder die Spinnweben schnell herkriegst?


    Selber verschliessen mittels Nähen oder Kleber ist evtl. eine sehr dumme Entscheidung, wenn nicht sichergestellt ist, dass die Wunde 100% sauber ist.

    Und ja, es hat schon einen Grund warum Heilmethoden aus Mittelalterzeiten nicht mehr angewandt werden.

  • Ich Formuliere es mal anders aus einem Szenario heraus: Der Prepper ist mit 3 weiteren Personen auf der Flucht bzw auf dem Weg ins Sichere Versteck. Wird von einer Horde mit was auch immer bewaffneten umstellt und all seiner ach so nützlichen Sachen beraubt!


    Ohne die Ausrüstung geht es weiter " sagen wir mal noch gut 20km bis ins Sichere Versteck" einer im Trupp stürzt einen Abhang hinunter und verletzt sich sehr schwer und hat eine offene klaffende Wunde die sehr stark blutet!


    Wo bekommst du auf die schnelle den Arzt her?


    Ach und die Spinnweben, Honig waren nur ein Beispiel es können auch Blätter oder Gräser sein usw..

  • Wo bekommst du auf die schnelle den Arzt her?

    Ich werde keinen Arzt herbekommen.



    es können auch Blätter oder Gräser sein usw

    Auch die können verkeimt sein.


    Da man in deinem Szenario anscheinend Nackig durch die Gegend läuft, und einer stark blutet, muss man was tun.

    Eine Verkeimung durch Pflanzen wird erstmal das kleinere Übel sein. Er hat dann halt später ein Problem, welches ohne Ärztliche Hilfe zum selben Ergebnis führt, als den verbluten zu lassen.

    Abdrücken wird auf Dauer nichts bringen. Und ein weitergehen, wäre auch nicht möglich.


    Man muss sich halt eingestehen, dass manches Verletzungsmuster ohne richtigem Material nicht zu lösen sind.

  • Ja das stimmt wohl er wird sterben :))


    Trotz allen würde ich ihn gern die letzten 20 km bis zum Versteck ( wo ich dann auch geeignete Mittel habe um die Wunde zu reinigen und versorgen ) mitnehmen. Notfalls auch mit einer Trage ( die ich auch nackig noch gebaut bekomme ) dort hin schaffen.


    Ich würde trotzdem gern Wissen ob jemand einige Tricks kennt Wunden zu behandeln ohne gekauftes Material!

  • Schon mal zu dritt einen Verwundeten getragen?


    Ich habe dies auf einem Lehrgang über eine Strecke von 10km getan, wir brauchten die ganze Nacht dafür und wir waren insgesamt 11 Mann.

    Und zu der Zeit war ich richtig fit.

  • Zitat

    Schon mal zu dritt einen Verwundeten getragen?


    Ich habe dies auf einem Lehrgang über eine Strecke von 10km getan, wir brauchten die ganze Nacht dafür und wir waren insgesamt 11 Mann.

    Und zu der Zeit war ich richtig fit.

    Zu dritt getragen nicht aber auf Lehrgängen Verletzte aus den unmöglichsten nachgestellten Situationen befreit ( Verschüttet nach Einsturz, Abseilen oder durch hunderte Gitterboxen nach draußen bringen im dunkeln und verraucht ).


    Zurücklassen ist keine Option für mich wenn es nicht absehbar ist das er den Transport nicht überlebt oder der Rest des Trupps da durch in Lebensgefahr gebracht wird.

  • Zu dritt getragen nicht aber auf Lehrgängen Verletzte aus den unmöglichsten nachgestellten Situationen befreit ( Verschüttet nach Einsturz, Abseilen oder durch hunderte Gitterboxen nach draußen bringen im dunkeln und verraucht ).

    Habe ich beim THW / FFW auch, das ist aber eine weitaus geringere Anstrengung, als einen Verwundeten nur einen Km zu tragen.


    leave no man behind hört sich immer heroisch an, die Realität sieht leider anders aus.

  • Zitat

    Habe ich beim THW / FFW auch, das ist aber eine weitaus geringere Anstrengung, als einen Verwundeten nur einen Km zu tragen.


    leave no man behind hört sich immer heroisch an, die Realität sieht leider anders aus.

    Ich würde es immer noch versuchen :)


    Aber wir kommen zu weit ab vom Thema "Notfall Wundversorgung"

  • Notfall Wundversorgung richtet sich nach der Verwundung und den vorhandenen Möglichkeiten. Wenn jemand im Wald zu verbluten droht und keine Kompresse vorhanden ist, dann ist ein Stapel Blätter und Baumbast besser als nichts. Es ist zwar keine Dauerlösung, hilft aber Zeit zu gewinnen bis bessere Möglichkeiten verfügbar sind.

  • Früher hatte man Erde in Wunden gepackt, hat denen auch kurzfristig auch geholfen.

    Sind halt oft später an Sepsis gestorben, weil auswaschen (Bakterien)ist nicht.


    In D haben wir jedes Jahr ca. 300.000 Fälle von Sepsis, davon versterben ca. 75.000. Und das in der heutigen Zeit mit sehr guter Ärztlicher Versorgung und Antibiotika.


    Ja, es gibt Pflanzen, die Unterstützen Wundheilung, aber die muss man vorher haben und zubereiten.



    Und ja, es gab Menschen die schwere Verletzungen überlebt hatten, die Regel war dies aber nicht.

    Hugh Glass war einer

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hugh_Glass

    wurde auch verfilmt

    https://de.wikipedia.org/wiki/…80%93_Der_R%C3%BCckkehrer


    Es gibt da auch ein Buch (gibt es auch als Zahnarzt/Dentist Version)

    Where there is no Doctor

    https://www.shtfblog.com/wp-co…ere-is-no-Doctor-book.pdf

  • Du hast mit allem Recht, im konkreten Beispiel hättest du aber die Wahl zwischen gleich verbluten oder vielleicht eine Sepsis bekommen.

    Wofür entscheidest du dich da?

  • Als Patient hätte ich gerne, dass mir (auch kurzfristig) geholfen wird.

    Weil jeder an seinem Leben hängt.


    Früher wurden solche Leute (im Krieg) einfach in einem Sterberaum gelegt und sind dann verstorben.

    (Eine solche Szene ist in der Serie "die Scharfschütze" mit Sean Bean zu sehen)


    Auch heute wird die Triage angewandt, wenn z.b. ein ManV ( Massenanfall von Verletzten).

    Eine stark Blutende Wunde ist aktuell als "Sofort" (Roter Anhänger) eingestuft.

    In dem Szenario (keinerlei medizinische Produkte/ärztliche Versorgung innerhalb der nächsten Stunden) würde er einen Blauen Anhänger (Hoffnungslos) bekommen.



    An einer Sepsis zu krepieren ist weitaus schlimmer, als an massiven Blutverlust innerhalb weniger Minuten zu versterben,

    Es ist ja nicht, so, wenn man eine stark blutende (stark meint spritzend) versorgt, dass alles dann wieder gut ist.

    Da kommt ja noch ne ganze Latte hinterher.

  • Was willst du denn versuchen?

    Du hast eine stark blutende Wunde bei einem Mann der min. 50 Jahre alt ist und irgendwelche weiteren Gebrechen hat.

    Material ist nix vorhanden (nicht mal ein T-Shirt), weil die alle nackig sind.

    Dann hat man als "Rettungscrew" 3x Männer die auch alle min. über 50 Jahre sind.

    Der Weg um diesen Schwerverletzten zu Material (nicht ärztliche Hilfe)zu bringen, beträgt 20km.


    Ohne Material wird man diese Wunde nicht stoppen können.

    Abdrücken und Hochlagern wird nichts bringen.

    Bis ich im Wald was gefunden habe, um die Wunde behelfsmässig zu versorgen, wird der Blutverlust so hoch sein, dass der einen Volumenmangelschock hat. Wie kriege ich den in den Griff, wenn ich keine ärztliche Versorgung zeitnah herankriege?


    Es ist in so einen Beispiel eine Abwägung zwischen Personal, Material und Überlebenschance.


    bekanntes Beispiel von Triage war das ICE Unglück von Eschede.

    Die Anzahl der Helfer war geringer als die Anzahl der Opfer.

    Ergo hatten ein paar Schwerverletzte Personen auch den Blauen Anhänger bekommen.

  • In diesem Beispiel währen genug Helfer anwesend. Im Moment rechtfertigst du unterlassene Hilfeleistung mit Statistik. Schon allein wegen der Gruppenmoral müsste man es wenigstens versuchen.

    In diesem Thema geht es aber eigentlich um erste Hilfe ohne normales Material verfügbar zu haben. Im Idealfall würde der Arzt die Wunde unter Betäubung reinigen und zunähen während die Infusion läuft. Die Frage hier ist aber was kann man machen wenn man das alles nicht hat. Und da ist die Aussage "sterben lassen weil er zu xx% eine Sepsis bekommt" nicht so hilfreich. Du hast in medizinstatistischer Hinsicht sicher Recht, ethisch wirst du das schwer rechtfertigen können. Und auch wenn der Notverband nur 10% retten könnte muss jeder für sich entscheiden ob es den Aufwand wert ist. Ich würde deshalb lieber aus diesen ethischen Minenfeld rausgehen und über konstruktive Vorschläge sprechen, mit den Vor- und Nachteilen.

  • In diesem Beispiel währen genug Helfer anwesend

    Nein, 3 Personen (die anscheinend noch irgendwelche Gebrechen haben)sind für einen Verwundetentransport über 20km, min. 5 Mann zuwenig.


    Im Moment rechtfertigst du unterlassene Hilfeleistung mit Statistik

    Nein, in dem Fall ist es keine unterlassene Hilfeleistung, es ist ganz einfach eine Triage.


    Die Frage hier ist aber was kann man machen wenn man das alles nicht hat.

    In dem Konkreten Fall, kann man eben ausser einer Sterbebekleidung nicht wirklich was machen. Man hat weder die Materiellen noch die Personellen Ressourcen.

    Klar kann man versuchen, die Wunde abzudrücken, die Extremität hochhalten, mit sehr viel Glück kriegt man die stark blutende Wunde auch gestoppt. Aber das Blut, was auf der Erde versickert (man darf nicht vergessen, stark blutende Wunde und man muss als Retter erstmal selber den Abhang runter), wird dem trotzdem fehlen. Mit passendem Material würde man eine "Fresh whole blood transfusion"

    riskieren.


    Man muss sich halt klar werden, es gibt Verletzungsmuster, da kann man ohne Ärztliche Hilfe nichts tun. Man versorgt diejenigen, die eine Chance haben.

    (Und das wurde mir auch auf meinem Tactical Medic Kurs eingebläut)


    Was anderes wäre das Szenario, wenn man über etwas Material (und das muss kein dezidiertes medizinisches Produkt sein, Material wie Gürtel, Dreiecktuch, T-Shirt ect.pp. sind ausreichend ) verfügt.

  • Wenden wir uns realistischen Szenarios zu, bei der man auch auf Material (keine Medizinprodukte) zugreifen kann.

    Aus einem längeren Stock (ca. Körperlänge), Durchmesser ungefähr 2 Finger, mit einer Astgabel, kann man eine Krücke herstellen.

    Eine Krücke ist sehr dienlich bei Verstauchungen der Knöchel oder Beinbruch.


    Dünne Äste und irgendwas zum verschnüren, kann man zum schienen oder einfach Ruhigstellen von Arm/Bein hernehmen.


    Aus einem Gürtel, Dreiecktuch oder Unterhose / Sporthose (am besten shorts) kann man ein improvisiertes Tourniquet basteln.

    Beim anlegen von TQ´s muss man aber die Möglichkeiten der Folgebehandlung mit einbeziehen.


    Aus Stoffstreifen, gemacht auch Bekleidung (T-Shirt, Hemd ect.) kann man einen Verband zurechtschneiden, Das ganze sollte möglichst sauber sein.


    Mittels Axt/Säge/Messer kann man amputieren (ua. bei Kälteschäden von Zehen / Finger)und mittels Feuer kauterisieren.

  • Ich bin nun 9 Jahre aktive Rettungsdienstlerin ...7 davon als Hauptjob, seit Kind noch 2-3x im Monat.

    Meine Kenntnisse sind daher gut und in völlig unvorhergesehenen Situationen bin ich nicht wirklich gestresst. Das ist eben bei uns der Normalfall. Auch wenns dann mal für Laien heftig aussieht.

    Wovon ich abrate sind Ideen wie ein Tourniquet. Lasst es...falls wer ne Vorstellung möchte warum bitte mal mit nem Gürtel oder ähnlichem einfach mal das Bein abbinden. Das sind nach 60 Sekunden Schmerzen (habs getestet) und auch wir verwenden das mit nahezu sofortiger Verwendung von Narkose und ordentlich hochpotentem Schmerzmittel. Da ist auch Morphium nicht stark genug. (Schmerz schlägt Narkose).

    Druckverband ist da besser wenn man ihn richtig angelegt. Das ist dafür 'nur' Übungssache.

    Bei Medikamenten habe ich eine Auswahl an Erkältungs-, Schmerz-, Durchfall- , Übelkeits- und Fiebermedikamenten, sowie Elektrolytersatz.

    Dazu natürlich Verbandssachen, Desinfektion und einem manuellen Blutdruckmessgerät.

    Bei manchen Dingen stimme ich Carpo zu das man aus gegebenen Sachen auch noch was machen kann. Manchmal hilft nur Kreativität um fehlendes zu ersetzen.


    Wichtig ist die Erkenntnis das gegen manche Dinge in einer Krise nichts getan werden kann. Diesen Menschen kann man dann leider nicht wirklich helfen. Viele Medikamente dafür stehen uns nicht zur Verfügung und selbst wenn wäre ohne klinische Betreuung sinnlos.