1 Beispiele für Staatsverschuldungen
- Vereinigte Staaten: Die US-Staatsverschuldung liegt bei über 36 Billionen US-Dollar (Stand Januar 2025 [1]) und ist eine der höchsten der Welt.
- Deutschland: Deutschland liegt mit 2,5 Billionen Euro Staatverschuldung (Stand Januar 2025 [2]) im Bereich der Länder mit besonders hoher Staatsverschuldung innerhalb des Eurozone
- Fast alle anderen: Es gibt kaum ein Land auf dem Globus ohne Staatsschulden [3].
2 Bei diesen Gläubigern haben die Staaten ihre Schulden
Die Frage, bei wem die Staaten ihre Schulden haben, lässt sich in verschiedenen Perspektiven beantworten. Die Hauptgläubiger der Staaten sind meistens institutionelle Akteure, und die Art und Weise, wie diese Schulden strukturiert sind, variiert je nach Land und den wirtschaftlichen Umständen. Hier sind die wichtigsten Gläubigergruppen, bei denen Staaten Schulden haben:
- Internationale Finanzinstitutionen
- Internationaler Währungsfonds (IWF): Der IWF ist oft ein Gläubiger von Staaten, insbesondere in Krisenzeiten. Er vergibt Kredite an Länder, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind oder wirtschaftliche Reformen durchführen müssen.
- Weltbank: Bietet Entwicklungshilfe und Kredite an einkommensschwache Länder, vor allem für Infrastrukturprojekte und wirtschaftliche Entwicklung.
- Ausländische Staaten und Regierungen
- Bilaterale Kredite: Staaten können Kredite von anderen Staaten aufnehmen, beispielsweise im Rahmen von Wirtschaftsabkommen oder internationalen Hilfsprogrammen. China hat beispielsweise eine große Menge an Krediten an Entwicklungsländer vergeben, um wirtschaftliche Partnerschaften zu fördern.
- Private Investoren und Banken
- Anleihenmärkte: Staaten nehmen oft Kredite durch die Ausgabe von Staatsanleihen auf, die auf den internationalen und lokalen Anleihemärkten gehandelt werden. Private Investoren, Banken und Pensionsfonds kaufen diese Anleihen und erhalten dafür regelmäßige Zinszahlungen. Diese Anleihen können sowohl von inländischen als auch ausländischen Investoren gehalten werden.
- Große Banken: In vielen Fällen finanzieren Banken, insbesondere große institutionelle Investoren, die Staatsverschuldung, indem sie Staatsanleihen kaufen.
- Zentralbanken
- Zentralbankfinanzierung: In einigen Fällen kann ein Staat seine Schulden bei der eigenen Zentralbank aufnehmen, indem er Staatsanleihen kauft oder durch andere geldpolitische Maßnahmen wie "Quantitative Easing" (QE) zur Finanzierung von Staatsausgaben beiträgt. Dies kann zu einer Erhöhung der Geldmenge und potentiell zu Inflation führen.
- Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen
- Langfristige Investitionen: Staatsanleihen sind eine beliebte Anlageform für Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen, da sie als relativ sichere Investitionen gelten. Diese Institutionen halten große Mengen an Staatsanleihen in ihren Portfolios.
- Multilaterale Institutionen und Organisationen
- Europäische Zentralbank (EZB): In der Eurozone kaufen die Zentralbanken der Mitgliedsländer über die EZB in großem Umfang Staatsanleihen auf. Dies hat zur Folge, dass die EZB indirekt Gläubiger vieler europäischer Staaten ist.
- Entwicklungsbanken: Ähnlich wie die Weltbank finanzieren regionale Entwicklungsbanken (z.B. die Afrikanische Entwicklungsbank oder die Asiatische Entwicklungsbank) die Staatsverschuldung in Entwicklungsländern.
- Ausländische Investoren
- Viele Staaten, insbesondere große Volkswirtschaften, haben eine erhebliche Menge ihrer Schulden in den Händen ausländischer Investoren. Diese Investoren können institutionelle Anleger (z.B. Pensionsfonds) oder auch Staatsfonds sein, die in Staatsanleihen investieren.
Die Staaten verschulden sich also bei einer Vielzahl von Gläubigern, von internationalen Organisationen über andere Staaten bis hin zu privaten Investoren und Banken. Der "Gläubiger" eines Staates ist somit nicht immer eindeutig, sondern ein breites Netzwerk aus verschiedenen Akteuren. Bei großen Schuldenständen ist die Schuldenlast oft über viele Jahre und Länder hinweg verteilt.
3 Länder mit minimaler oder keiner Staatsverschuldung
- Liechtenstein: Dieses kleine Land hat eine sehr geringe Staatsverschuldung, da es einen sehr hohen Pro-Kopf-Einkommen und stabile Finanzmärkte hat. Es setzt auf eine Politik der Haushaltsdisziplin und der hohen Eigenfinanzierung.
- Brunei: Brunei hat aufgrund seines riesigen Ölreichtums und stabiler Einnahmen aus dem Export von Erdöl und Erdgas keine Staatsverschuldung. Es hat hohe Staatsreserven und eine der höchsten Staatsbilanzen pro Kopf weltweit.
- Macau: Macau, ein chinesisches Sonderverwaltungsgebiet, hat in der Vergangenheit kaum Schulden aufgenommen. Das Land profitiert von enormen Einnahmen aus dem Glücksspiel- und Tourismussektor und hat daher keine Notwendigkeit, sich zu verschulden.
- Kuwait: Kuwait ist ebenfalls ein Land mit sehr geringen oder gar keinen Staatsverschuldungen. Es hat ein starkes Ölgeschäft und hohe Staatsreserven, die eine Verschuldung unnötig machen.
- Hongkong: Als Sonderverwaltungszone von China hat Hongkong eine der niedrigsten Staatsverschuldungen der Welt, und es ist bekannt für seine sehr stabile Finanzpolitik.
In den meisten anderen Ländern, auch in denen mit soliden Volkswirtschaften wie Deutschland oder den USA, ist die Aufnahme von Staatsverschuldung eine gängige Praxis, um Infrastrukturprojekte, Sozialprogramme oder Konjunkturmaßnahmen zu finanzieren.